Quinta, 18 de Outubro 2018 – nachts ↓11º, 3 Liter/m² Regen – tags ↑23º – und Sonne und Bewölkung
Die kommenden beiden Tage haben wir einen Gastbeitrag von….. aber lest selbst.
Vale de Bispo ist eine 300 Seelengemeinde im nördlichen Alentejo und liegt in unmittelbarer Nähe von Ponte de Sor.
Eine der 300 Seelen bin ich.
In diesem Blogeintrag beschreibe ich meinen Alltag im Dorf und meine Arbeit.
Die meisten hier im Dorf sind nach einem langen Arbeitsleben in Luxemburg, Belgien, Frankreich oder der Schweiz wieder an ihren Geburtsort zurück gekommen. Wer jünger und arbeitsfähig ist längst ins Ausland abgetaucht oder – wenn schon nicht ins Ausland – dann doch wenigstens nach Lissabon. Im Dorf gibt es ein Café, das neben einem Fernseher mit Fussballübertragungen auch über ein Tischfussballgerät verfügt. Im Dorfcafé gibt es Wein, Bier und Wasser. Und natürlich Kaffee. Mehr wird aber nicht ausgeschenkt, nicht mal einen Toast kriegt man hier. Oder gibts doch was zu essen? Ach ja, natürlich: Eiscreme. Minimalismus pur eben.
Die Dorfschule wurde vor Jahren geschlossen, Kabelfernsehen gibt es nicht, Internet über Glasfaser oder ähnlich moderne Technologien auch nicht. Früher gabs mal eine Bäckerei, die wurde längst in ein Wohnhaus umgebaut. Zwei mal am Tag fährt der Linienbus vorbei: Ein Mal am morgen um ein paar Kinder zur Schule zu bringend ein mal am Abend um diese Kinder wieder zurück zu bringen.
Wenn mal ganz was Sensationelles passiert, dann sind es die Ziegen des Nachbarn, die in unseren Garten eingebrochen sind und die Kohlblätter abzupfen. Oder eine unserer Katzen wird vom Hund auf den Baum gejagt und traut sich nicht mehr runter.
Jeden Tag in der Früh kommt Senhor Felipe vorbei. Er ist am Weg zu seinen Bienen, die er den Sommer über ausserhalb des Dorfes einquartiert hat. Was er mit ihnen bespricht, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber irgendwas wichtiges muss es wohl sein. Er besucht sie doch so regelmäßig.
Senhor Felipe ist der Gewinner des Dorfwettbewerbes, ihm wurde am jährlichen Dorffest der Preis für den schönsten Schnurrbart von Vale de Bispo zuerkannt. Mit Recht! Denn der Schnauzer des Senhor Felipe ist schon aussergewöhnlich. Nach oben gekringelt, majestätische Ausmaße… Eindeutig der schönste Schnurrbart im Dorf.
Senhor Felipe kümmert sich auch um unseren Garten. Bevor er mit seinen Bienen spricht, bewässert er unsere Tomaten, den Kohl (soweit die Ziegen etwas übrig gelassen haben.) und die Bohnen, Kartoffel und Zwiebel. Und natürlich auch um den Knoblauch. Ohne Knoblauch gibt es kein Essen in Portugal.
Viel mehr gibt es über Vale de Bispo nicht zu erzählen. Vale de Bispo ist mit Sicherheit einer der langweiligsten Orte der Welt. Und genau deshalb bin ich dort.
Ich… Ach so, ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt…
Morgen geht es mit dem 2. Teil der Geschichte weiter.